Großer Nachholbedarf bei der Digitalisierung in der Luftfrachtlogistik / BDI, BDL und DSLV sehen Modernisierungsbedarf bei Unternehmen und Behörden
Berlin (ots) –
Angesichts der deutlich wachsenden Nachfrage stößt der Luftverkehr
immer mehr an Kapazitätsengpässe bei Infrastruktur und
Verwaltungsabläufen. “Wenn wir das Wachstum im Luftverkehr bewältigen
wollen, dann müssen massive Anstrengungen unternommen werden und das
an allen Stellen”, so Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des
Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) anlässlich
des gemeinsamen Branchengesprächs Luftfracht von BDI, BDL und DSLV.
Randow unterstrich: “Insbesondere die Schnittstellen zu den
behördlichen Funktionen, wie etwa Zollverwaltung und
Luftsicherheitskontrolle, können und müssen erheblich effizienter
organisiert werden.”
Beim diesjährigen Branchengespräch Luftfracht betonen die Verbände
den dringenden Handlungsbedarf und nennen vier Schwerpunkte:
– die Erhöhung der Kapazität des Luftraums,
– einen bedarfsgerechten Ausbau der Flughafeninfrastruktur,
– die Optimierung der luft- und bodenseitigen Dienstleistungen
(wie etwa Sicherheitskontrollen und Bodenabfertigung) sowie
– die Digitalisierung der Prozesse entlang der Logistikkette.
Letzteres steht im Mittelpunkt der Beratungen auf dem
Branchengespräch, zu dem die Verbände auch Vertreter des
Bundesfinanzministeriums und des Bundesverkehrsministeriums sowie den
Präsidenten des Luftfahrt-Bundesamtes geladen haben.
Da insbesondere der globale Warenaustausch durch den Online-Handel
sowie den Export hochwertiger Technologieprodukte und Ersatzteile
rasant wächst, erhöht sich das Luftfrachtvolumen, während sich die
durchschnittliche Sendungsgröße gleichzeitig verkleinert. Um das
zusätzliche Volumen stemmen zu können, braucht es digitale Prozesse
entlang der gesamten Logistikkette. Holger Lösch, Mitglied der
Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie
(BDI), hebt hervor, dass die heutige Praxis und der geltende
Rechtsrahmen weit hinter diesen Anforderungen zurückbleiben. “Um das
Wachstum zu bewältigen, brauchen wir eine Kraftanstrengung aller
Beteiligten. Die Luftfrachtwirtschaft investiert in die
Digitalisierung der Abläufe, doch insbesondere an den Schnittstellen
zu den Behörden gibt es nach wie vor Optimierungspotenzial”, so
Lösch.
Rechtzeitig zum Branchengespräch hat der BDL eine Analyse der
derzeitigen Lage vorgelegt. Demnach spielen in der Luftfracht
Papierdokumente nach wie vor eine große Rolle: Frachtbriefe,
Zollanmeldungen und Versicherungsscheine müssen weiterhin physisch
mitgeführt werden. Alternativen wie der elektronische Frachtbrief der
internationalen Zivilluftfahrtorganisation IATA werden zwar
relationsbezogen genutzt, allerdings bleibt die Papiereinsparung auch
bei einem flächendeckenden Einsatz begrenzt, wenn amtlich
vorgeschriebene Begleitdokumente weiterhin in Papierform mitzuführen
sind. Dabei würde der komplette Umstieg auf elektronische
Dokumentation die Abfertigung bei Kunden, Spediteuren und
Fluggesellschaften beschleunigen und branchenweit pro Jahr 7.800
Tonnen Papier sparen.
Vor diesem Hintergrund fordern die Verbände von der Politik
Rahmenbedingungen für einen rein elektronischen Austausch aller
relevanten Dokumente und Informationen. Sie wollen die gute Basis der
Zusammenarbeit mit den Zollbehörden weiterentwickeln. Demnach sollten
die Zollverfahren auf EU-Ebene harmonisiert und standortspezifische
Nachteile durch eine zu strenge Auslegung der EU-Normen künftig
ausgeschlossen werden. “Unter den heutigen Rahmenbedingungen wird der
Zoll das zusätzliche Frachtaufkommen nicht reibungslos abwickeln
können. Hier drohen Engpässe in der Logistikkette, die wir dringend
beheben müssen, damit Warenflüsse nicht an Deutschland vorbeigehen”,
so Henning Dieter vom Deutschen Speditions- und Logistikverband
(DSLV). Neben der Digitalisierung der Prozesse zwischen den
Unternehmen und den Zollbehörden sei auch eine verbesserte
Ausstattung der Behörden mit Personal- und IT-Ressourcen erforderlich
sowie die Entwicklung von einfachen und innovativen Verfahren für
eine beschleunigte Verzollung.
Die Analyse des BDL umfasst insgesamt eine aktuelle Darstellung
zur volkswirtschaftlichen Bedeutung und zu aktuellen
Herausforderungen der Luftfrachtbranche. Demnach transportierten
Fracht- und Passagierflugzeuge im Jahr 2017 Waren im Wert von 260
Milliarden Euro. Gemessen am Warenwert wurden 31 Prozent der Waren im
Export nach Übersee mit dem Flugzeug transportiert. Die Nachfrage
nach Transportleistungen per Luftfracht gewinnt weiter an Bedeutung.
So ist das wertmäßige Frachtvolumen in den letzten zehn Jahren um 60
Prozent gewachsen – also etwa doppelt so schnell wie bei anderen
Verkehrsträgern. Dabei wird das Luftfrachtwachstum durch den
zunehmenden grenzüberschreitenden Onlinehandel, kürzer werdende
Produktzyklen und den Wunsch nach saisonunabhängigen Lebensmitteln
angekurbelt.
Die vollständige Analyse können Sie hier herunterladen:
http://ots.de/gT53Cd
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Ivo Rzegotta
Leiter Strategie und Kommunikation
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