DER STANDARD-Kommentar: “Pyrrhussieg der Piloten” von Eric Frey
EUGH-Urteil gegen AUA (Ausgabe vom 12.9.2014)
Wien (ots) – Die AUA ist mit der einseitigen Aufkündigung des
Kollektivvertrags mit dem fliegenden Personal 2012 bewusst ein
rechtliches Risiko eingegangen. Nach der neuerlichen Niederlage gegen
die klagenden Gewerkschaften – diesmal vor dem Europäischen
Gerichtshof – muss sich die Airline fragen, ob sie sich nicht
verspekuliert hat. Aus Sicht der nationalen und europäischen Richter
ist der Ausstieg aus einem überteuerten Kollektivvertrag_ohne
Zustimmung der Arbeitnehmerseite ein Tabu. Einseitig geht gar nichts,
lautet ihre Botschaft; ihr müsst am Verhandlungstisch eine Lösung
finden. Das ist leichter gesagt als getan. Gewerkschaftlich
organisierte Piloten erweisen sich Mal für Mal als beinharte
Verhandler, die ihre vertragliche und operationelle Machtposition
ausnutzen, um möglichst wenig Zugeständnisse zu machen. Das erlebt
auch die von Pilotenstreiks geplagte AUA-Mutter Lufthansa dieser Tage
schmerzhaft. Das wäre ja verständlich, wenn nicht angesichts
finanzieller Altlasten, geopolitischer Risiken und der Konkurrenz der
mit Ölgeldern subventionierten Golf-Fluglinien das Überleben der
europäischen Luftfahrtindustrie insgesamt auf dem Spiel stehen würde.
Die Möglichkeiten, aus der Kostenfalle herauszufinden, werden für sie
immer weniger. Irgendwann steht – wie einst in den USA – bei allen
Altfluglinien die Insolvenz als letzter Ausweg im Raum. Doch das wäre
auch für die Piloten ein Pyrrhussieg.
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