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Russland – Ein Markt mit Chancen und Risiken

KMU-Geschäftsführer diskutieren über Chancen und Risiken russischer Geschäfte
KMU-Geschäftsführer diskutieren über Chancen und Risiken russischer Geschäfte

07.06.2019

Sachsen besitzt eine langjährig gewachsene und traditionell verwurzelte Beziehung zu russischen Geschäftspartnern. Diese intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen kamen beim Erfahrungsaustausch bei ADZ Nagano in Ottendorf-Okrilla am 16.05. besonders zur Geltung. Jedoch wurde unter den anwesenden 24 Geschäftsführern, Vertrieblern, Business Developern und Wirtschaftsexperten auch die Sanktionierungs- und Lokalisierungspolitik angespannt diskutiert.

Zunächst hat der Projektleiter der Supply Chain Excellence Saxony (SCE Saxony) Sascha Mühl allen Anwesenden eine Marktübersicht präsentiert, um diese auf einen gleichen Stand zu bringen. Aktuelle und zukünftige zivile russische Luftfahrtprojekte standen auf dem Prüfstand. Dabei wurden Chancen evaluiert und Herausforderungen klargestellt.

Im interaktiven Erfahrungsaustausch boten zwei Unternehmen an, ihre Projektauswahl zu diskutieren. Lutz Reinhardt, Verkaufsleiter von ADZ Nagano GmbH (ADZ), lobte die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem russischen Flugzeughersteller IRKUT. ADZ liefert Drucktransmitter für das Hydraulik- und Treibstoffsystem der neu entwickelten Flugzeugfamilie MC-21. Die in der Luftfahrt üblichen langfristigen Lieferverträge von bis zu 25 Jahren und mehr, manifestieren und verlängern die Beziehungen der Unternehmen zueinander. Herr Reinhardt würdigte die einfache Zusammenarbeit: „Der Flug zwischen Dresden und Moskau dauert nur etwa zwei Stunden. Da sind Probleme schnell aus der Welt geschafft.“ Herr Beresan von RusElektroStahl, welcher ein Projekt zwischen dem Werk Electrostal in der gleichnamigen russischen Stadt und einer westdeutschen Schmiede aus russischer Sicht vorstellte, lobte ebenfalls die gute Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen. Die Zusammenarbeit sei auf Grund vorhandener Mentalitätsunterschiede, verschiedener Normen und fachliche widersprüchlicher Angaben nicht immer einfach gewesen. Das Projekt zur Herstellung von Ringen aus hitzebeständigen Inconel-Legierungen für die russische Luft- und Raumfahrtindustrie mit einem Volumen von 2 Mio. € wurde erfolgreich durchgeführt.

In einer offenen Diskussion wurde jedoch auch der bürokratische Aufwand beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bemängelt. Bei dem Thema Exportkontrolle sehen die Unternehmer noch extremen Handlungsbedarf seitens der Politik. Andere europäische Länder wie Schottland oder Italien gestalten den Export nach Russland dabei viel einfacher. Exportzulassungen wie das AEO-Zertifikat zur zollrechtlichen Vereinfachung (AEO C) seien ein Anfang, jedoch nicht genug. Um die Exportkontrolle – „welche Chefsache ist“ –  so effizient wie möglich durchzuführen, stellte Jens Weisheit von der IHK Dresden ein Handlungsschmata vor. So könne der Export weitestgehend fehler- und rückläuferfrei realisiert werden.

Russland ist ein Land, wie in vielen anderen europäischen Ländern auch, in dem persönliche Beziehungen sehr wichtig sind. Die persönlichen Kontakte der anwesenden Unternehmen wurden größtenteils über intensive, vielzählige und langfristige Messebesuche, Unternehmerreisen und Verbände aufgebaut.

Obwohl die russischen Gesetzgebungsregularien der deutschen Gesetzgebung ähneln, sei es nötig, ständig vor Ort präsent zu sein. Ein direkt anwesender, welcher die russische Sprache beherrscht, Behördengänge erledigen kann und sich u.a. mit der EAC – dem europäischen Pendant zur CE-Zertifizierung – auskennt, sei essentiell. Die anwesenden Personen vor Ort müssen nicht immer Vertreter des eigenen Unternehmens sein, sondern sind auch meist zwischengeschaltete Unternehmen bzw. Kooperationsintermediäre, welche als Bindeglied zwischen den deutschen und russischen Unternehmen fungieren. Diese werden als bedeutungsvolle Kooperationspartner unter den Unternehmen geschätzt.

Die Veranstaltung kam durchweg positiv bei den Unternehmen an und unter dem Motto „Langfristige Kooperationen als Win-Win Ansatz“ geht das LRT mit der SCE Saxony in die nächste Phase.

Win-Win als Kooperationsansatz, das bedeutet gegenseitig vorteilhaft „взаимовыгодный“ oder verlustlos „беспроигрышной“.

Projektleiter Sascha Mühl